Ein Nachmittag in Erwitte

Der Einladung des Heimatvereins zur nachmittäglichen Exkursion nach Geseke am 29. August sind sechzehn Personen gefolgt. Klaus Hohmann hat in den Mittelpunkt  seiner Führung die nationalsozialistische Zeit Erwittes gestellt, die vor Ort weiterhin vor so gut wie tot geschwiegen wird. Als erstes ging es um die Versuche, dem aus der frühen Neuzeit stammenden Königshof, der Keimzelle des Ortes, eine sächsische Ursprungsgeschichte anzudichten. Ideologisch waren die Nationalsozialisten fokussiert auf die Sachsen und den Herzog Widukind als angeblichen Herrscher eines rassisch reinen und nichtchristlichen Stammes und Vorläufer des NS-Staates. Tatsächlich aber ist der Königshof karolingischen Ursprungs. Karl d. Große galt aber als Sachsenschlächter und Gründer eines rassisch nicht reinen und brutal christianisierten Reiches. Der Hofverband wurde 1027 vom König dem Paderborner Bischof Meinwerk geschenkt.

Als zweites ist detailliert das Gelände der 1935 eingeweihten Reichsschulungsburg der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront, der Zwangsvereinigung der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, vor Augen geführt worden. Angesichts der hohen Temperaturen ist es eine Wohltat gewesen, für längere Ausführungen anhand umfangreichen Bildmaterials schattige Sitzplätze zu finden. Hohmann hat die unterschiedlichen kunsthandwerklichen, künstlerischen und architektonischen Traditionslinien deutlich gemacht, die von den selbst nicht kreativen Nationalsozialisten adaptiert worden sind und auch in der Gestaltung und in der Ausstattung der Reichsschulungsburg realisiert sind. Als besonders eigentümlich stellt sich dar, dass im kleinen provinziellen Erwitte die größte Reichsschulungsburg entstanden ist und diese nach der alleinigen Übernahme durch die NSDAP deren einzige Reichschulungsburg wurde. Zu der Geschichte dieser Erwitter Zeit gehört auch der Kampf zwischen dem unerschrockenen Pfarrer Eberhard Klausenberg und treuen Gemeindemitgliedern gegen die NS-Instanzen und gegen die fanatische Gemeindeleitung samt deren Anhängern. Deren Unterstützung für die Schulungsburg wurde 1935 mit der Erhebung Erwittes zur Stadt belohnt.

Die Besichtigung der St. Laurentiuskirche hat den Abschluss der Exkursion gebildet. Die Pfarrkirche ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen in Westfalen mit einigen singulären gestalterischen Elementen an zwei Pfeilern. Der mächtige Turm mit hoher Turmhaube hat die Teilnehmer unmittelbar erinnert an den Paderborner Dom und an die Patrokluskirche in Soest, der die Erwitter Kirche zugehörte.

Der Kirche benachbart hat sich vor der alten Gaststätte Marx die Gelegenheit zur Erholung bei kühlem Bier geboten, ehe es heimwärts gegangen ist.

Veröffentlicht in Aktuell.

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